Der Schneeleopard (Unionsverlag Taschenbücher)

Buchseite und Rezensionen zu 'Der Schneeleopard (Unionsverlag Taschenbücher)' von Tschingis Aitmatow
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Inhaltsangabe zu "Der Schneeleopard (Unionsverlag Taschenbücher)"

TB, bb Aufbau-Verlag, Berlin, Erste Auflage, 208 S., Sehr schönes Exemplar in sehr gutem altersbedingtem Zustand, ohne Namenseintragung, ohne Widmung, Text sehr gut, DDR-Qualität, kleiner Fleck auf Schnittecke

Format:Taschenbuch
Seiten:320
Verlag: Unionsverlag
EAN:9783293204270

Rezensionen zu "Der Schneeleopard (Unionsverlag Taschenbücher)"

  1. Ein kirgisischer Mythos

    Mein Lese-Eindruck:

    Aitmatow besingt sein Heimatland Kirgisien und seine landschaftliche Schönheit, aber auch seine wirtschaftliche Misere in den Zeiten der Marktwirtschaft nach dem Ende des Sowjetkommunismus.

    Das Buch hat zwei Protagonisten: auf der einen Seite den Journalisten Arsen, der das mythologische Kulturgut seiner Heimat bewahren und eine Nationaloper um den Mythos der Ewigen Braut schreiben will und sich gegen Kommerzialisierung und Globalisierung wehrt – und auf der anderen Seite den alt gewordenen Schneeleoparden, den Dschaa-Bars, dessen Kräfte schwinden und der sich auf sein Lebensende vorbereitet. Beide Protagonisten werden in parallelen Handlungssträngen vorgestellt und am Schluss auf eine fast bizarre und unglaubwürdige Weise miteinander verbunden, als Arsen mit seinem Alter Ego sterbend in einer Höhle zusammentrifft.

    Um beide „Helden“ herum schart der Autor eine bunte Mischung an Personal, vom kirgisischen Nomaden angefangen über den Sozialrevolutionär bis hin zu den gebildeten und sympathischen arabischen Ölprinzen. Dazu kommt eine große Vielfalt an Themen: der Afghanistan-Krieg, enttäuschte und neue große Liebe, der Spagat zwischen Tradition und Kommerz, die Zerstörung und der Ausverkauf der Natur, die Macht der Oligarchen, der Ausverkauf des mythologischen Reichtums Kirgisiens und so fort. Diese Vielzahl an Themen kann der Autor nur mit Mühe in seinem Buch unterbringen, und man fragt sich, wieso Aitmatow eigentlich alle diese Themen in nur einem Buch gleichzeitig bedienen will.

    Dazu kommt ein Pathos, das an die Grenze des Lächerlichen reicht. Der von Gott und der Welt enttäuschte Arsen trifft auf Eleesa und beide erleben den coup de foudre. Aber wie nun ihr Liebeserlebnis erzählt wird…Sie feiern sich und ihre Liebe in einem wildromantischen Tal, in dem der Fluss „sich in voller Ekstase mit dem Ufer vereint“, die Rede ist von Ewigkeit und Kosmos und Schicksal – und als Leser ahnt man schon, dass hier der Mythos der Ewigen Braut aufs Neue befeuert werden soll. Und so kommt es dann auch: Eleesa, die neue Ewige Braut, singt nun das Lied „Wo bist du, wo bist du…?“

    Fazit:
    ein Roman, der dem Leser das ferne Kirgisien näherbringt und ihm die wirtschaftliche Verelendung des Landes und die gesellschaftlichen Verwerfungen durch Gorbatschows Reformen vor Augen führt – aber zugleich ein Roman mit zuviel Themen, zuviel Personal und entschieden zuviel Pathos.